Landfrauen werden Kleinunternehmerinnen:
Gesunde Lebensmittel in der Region Bacolod


justiceF fördert mit Hilfe des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und der lokalen Partnerorganisation Association of Negros Producers (ANP) ein Projekt für 120 Landfrauen, die sich neben ihrer kleinbäuerlichen Tätigkeit als Kleinstunternehmerinnen organisiert haben.

hb 02Die Frauen stellen aus selbst angebauten Agrarprodukten gesunde Lebensmittel, Rohmaterialien für „functional food“ und Pflanzenmedizin für ihre Dorfgemeinschaften her. Durch diesen Nebenerwerb kann jede der Kleinstunternehmerinnen ungefähr 45 Euro im Monat zusätzlich erwirtschaften. Die Haupterwerbsquelle der Frauen - die Landwirtschaft (meist Zuckerrohranbau) - generiert in etwa das geiche Einkommen. Der so erwirtschaftete monatliche Betrag reicht aber auch in Bacolod nicht aus, um die Familien zu versorgen.

hb 01Bacolod City ist die Provinzhauptstadt von Negros Occidental, eine Region, die zur mittleren Inselgruppe der Philippinen - den Visayas - gehört. Der Großteil der ländlichen Bevölkerung in dieser Region lebt vom Zuckerrohranbau. Da die meisten Kleinbauern nur eine Ackerfläche von einem Hektar bewirtschaften, müssen sie zusätzlich als Erntehelfer bei Großgrundbesitzern arbeiten. Dafür erhalten sie oft Löhne, die deutlich unter dem staatlich festgelegten Mindestsatz liegen.

Durch den schlecht überwachten und kontrollierten Einsatz von Kunstdüngern, Pestiziden und Insektiziden im Zuckerrohranbau sind große Teile der Böden und anliegender Gewässer ökologisch stark belastet. Im Zuckerrohranbau gibt es eine arbeitsintensive Erntezeit und einen hohen Arbeitsaufwand während der Pflanzung der Setzlinge, sodass die Bauern nur drei bis vier Monate pro Jahr beschäftigt sind. Die Weltmarkt-Preise für Zuckerrohr sind derzeit stabil. Ab dem Jahr 2015 - mit Inkrafttreten des Freihandels im ASEAN-Staatenverband - wird jedoch damit gerechnet, dass das philippinische Zuckerrohr preislich nicht mehr konkurrenzfähig ist.

In den 1980er Jahren kollabierte der Zuckermarkt erstmals. Vor dem Hintergrund der geringen Verdienstmöglickeiten in der Zuckerrohrproduktion und der Schädigung von Umwelt und Gesundheit durch die Anbaumethoden, stellte unser philippinischer Partner ANP schon damals erste Überlegungen an, wie die bäuerlichen Familien ihre Existenz alternativ stabilisieren könnten. Das Ergebnis war die Gründung der Kleinunternehmerinnengruppe, die für den lokalen Dorfmarkt zusätzlich zu ihrer Tätigkeit im Zuckerrohranbau gesunde Lebensmittel, Hustenbonbons und Ähnliches produzierten. Trotzdem können die Familien gegenwärtig kaum ihre Grundbedürfnisse befriedigen. Bildung und medizinische Fürsorge verschlingen den Großteil des monatlichen Gesamtbudgets von 45 bis 110 Euro einer sechsköpfigen Familie. Von den 120 Kleinstunternehmerinnen der Zielgruppe rekrutieren sich allein 80 Frauen aus 20 Gemeinden rund um Bacolod (ein Umkreis von maximal 25 km).

hb 03Ziel des Programms ist es, den Frauen Zugang zu Produktionsmitteln sowie einer Produktionsstätte zu ermöglichen, sodass nationale Mindeststandards in Bezug auf Lebensmittelhygiene gewährleistet werden, was wiederum den Zugang zum kommerziellen Markt sichert. Die Vermarktung der erzeugten Produkte wird aktiv von ANP durch die bestehenden Kontakte zum lokalen Einzelhandel sowie durch den Vertrieb in den eigenen Showrooms gefördert und weiterentwickelt. Die Produktion wird von der zweiten Partnerorganisation Negros Volunteers for Change (NVC) unterstützt, da insbesondere die Wirtschaftlichkeit und die Organisation für die Bauern oftmals ein unüberwindliches Hindernis darstellt.


Die Produkte, die vor allem aus organischen Rohmaterialien wie Kräutern und Gemüse, Ingwer, Bananen, Mascubado-Zucker und anderen Früchten gefertigt werden sollen, sprechen in der Regel die gesundheitsbewussten Kunden an. Diese stammen vorwiegend aus der Mittel- und Oberschicht und sind bereit, einen Premiumpreis zu zahlen. Gleichzeitig kaufen schon jetzt erste Gemeinden gesunde Kindernahrung für die Schulspeisung der heranwachsenden Generation. Ausgewogene Ernährung ist ein weiteres Problem für die Kinder aus der Armutsschicht.


Die für die Herstellung nötigen Grundstoffe wie Ingwer und Malunghay kommen aus eigener Produktion der Zielgruppe, die Zusatzstoffe können alle von anderen ANP-Mitgliedern zu Einkaufspreisen lokal erworben werden. Andere Rohmaterialien werden ebenfalls von Kleinbauern geliefert, die unmittelbar aus der Umgebung kommen und so einen festen Absatzmarkt finden.

hb 04Zentrale Maßnahme des Projekts ist es, die Produktionsanlage gemäß staatlicher Nahrungsmittel- und Hygienestandards aufzubauen. Nur wenn die staatlichen Standards erfüllt werden, kann der Absatzmarkt ausgeweitet werden. Dazu ist geplant, ein etwa 125 Quadratmeter großes Gebäude zu errichten. Neben den Räumen für Produktion und Verpackung werden noch Übernachtungsmöglichkeiten für die Frauen geschaffen, die während der Herstellung der Produkte vor Ort bleiben.


Durch den anschließenden Vertrieb der hergestellten Produkte durch ANP mit ihren schon bestehenden Vertriebswegen (etwa dem Showroom), werden neue Absatzmärkte für die Produkte erschlossen. Derzeit ist Bacolod der Haupt-Absatzmarkt für die Produkte der Zielgruppe.

Wichtige Partner  bei der technischen Unterstützung des Programms sind das Department of Science and Technology (DOST), die Food and Drug Administration (FDA) und andere staatliche Partner. DOST und FDA waren gemeinsam mit der Zielgruppe und ANP wesentlich an der Planung der Produktionsstätte beteiligt. Durch die frühe Einbindung der offiziellen Stellen ist gesichert, dass die Produktionsstätte den staatliche Vorschriften entspricht und entsprechend zertifiziert werden kann.

Wir werden Sie auf dieser Seite vom Bau- und Projektfortschritt informieren.

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