Vorab wurden vier Fragestellungen formuliert:
1. Was sieht das Haushaltsprofil der 56 Familien aus?
2. Was ist die Wahrnehmung der Gemeinde in Bezug auf den 2010 erstellten Multi-Purpose Centre?
3. Was sind mögliche Optionen bezüglich des Multi-Purpose-Centre? Sind diese realistisch und durchführbar mit der Zielgruppe?
4. Wie könnte eine Strategie aussehen, um aus der Studie gewonnenen Erkenntnisse gemeinsam mit den Menschen umzusetzen?
Tess Arbaquez und ihre vier Mitstreiter, allesamt Mitarbeiter der Wirtschaftsfakultät der USC, haben neben der empirischen Erhebung Kleingruppendiskussionen innerhalb der Familien sowie sogenannte Focus-Group-Discussions (FGD) durchgeführt, um bestimmte Sachverhalte konkret zu hinterfragen und Lösungsansätze zu erarbeiten. Am 28. Februar wurde die Studie im Beisein von justiceF-Mitgliedern, Rosmarie Huber und Stephan Kunz, vorgestellt.
Das Durchschnittsverdienst einer Familie liegt bei Pesos 4.000 (ca. EUR 78). Trotz der soliden Schulausbildung mangelt es vielen Menschen an beruflichen Kompetenzen. Der Fischfang, die traditionelle Grundlage, ernährt nur noch wenige. Die Ausbildung der Kinder gilt als die Zukunftsperspektive schlechthin. Das Step-by-step Bildungsprogramm ist daher ein sehr wichtiger Baustein.
Es wurde auch angemerkt, dass die beratende NRO in ihren Planungen nicht unbedingt die Ideen der Bevölkerung entsprechend aufnimmt. Daher wurde eine Anzahl von einfachen, aber durchaus realistischen Ideen seitens der 56 Familien aufgenommen. Dies sind zum Beispiel: Produktion von Putzlappen, Produktion und Vertrieb von Algen als Fischfutter, Trockenfischproduktion, oder die Distribution von Waren bezüglich des Schiffsverkehrs zwischen Cordova und Bohol. Alle Beispiele wurden mit der USC durch dekliniert. Das heißt Vor und Nachteile erörtert, einfache Geschäftsmodelle durchgerechnet, die Kompetenzen der Menschen untersucht, um mögliche Trainings durchzuführen.
Wesentlich, so die Studie, ist es jedoch, dass zu allererst die Organisationsstruktur der 600 Menschen definiert wird. Dies beinhaltet die Bildung einer staatlich anerkannten Kooperative. Diese Organisationsform verpflichtet zu konkreten Prozessen innerhalb der Gemeinde, jedoch ermöglicht sie auch gegenüber staatlichen und nicht-staatlichen Organisationen diverse Vorteile in Bezug auf Kooperation. Der Grad der Organisation, so eine Schlüsselerkenntnis der Studie, ist ein wesentlicher Hemmschuh für die mäßige sozio-ökonomische Entwicklung der Gemeinde von Camolionas.
In diesem Kontext wurde unter anderem auch beschlossen, den Community Organizer „Lucky" Beil Briones Dionzon seitens JPIC, dem Hauptpartner von justiceF in Camolinas, zu verpflichten. Eine externe Begleitung ist unerlässlich. Seit April 2012 arbeitet Lucky und leitet die Menschen vor Ort an. Bezahlt wir Lucky durch die Rückzahlung der Menschen für ihre Häuser, sprich sie tragen die Entwicklung ihrer ökonomischen Alternativen zum großen Teil selbst. „Viele kleine Schritte sind nötig" so Lucky, die er auch mit justiceF-Mitgliedern Dr. Ulrike Wieglemann und Dr. Stephan Kunz regelmäßig vor Ort abspricht. Die Kooperative ist kurz vor ihrer Eintragung, erste Vorhaben werden derzeit auf eine operative Ebene gebracht. Der nun eingeleitete Prozess ist letztendlich auch Indikator für justiceF, um die weitere Kooperation in Camolinas konsequent zu begleiten oder ein Ausstiegsszenario nach über 10 Jahren einzuleiten.